Thalay Sagar, 6904m, Indien

Die letzten Jahre hat sich bei mir die Angewohnheit eingeschlichen, dass ich mit meiner Freundin und/oder Kollegen mein «Büssli packte» und für ein paar Wochen irgendwo in den Süden fuhr, um an warmen Felsen zu klettern. Im Herbst 2014 kam alles anders...

Ende des Frühlings 2014 beschlossen zwei Freunde (Stefan und Sandro) und ich, eine Expedition an das Matterhorn Indiens zu unternehmen. Dieser formschöne Berg liegt im Garhwal Himalaya in Indien und 6904 Meter hoch.
Unser Abenteur startete Ende September mit dem Flug nach New Delhi. Nach ein paar Tagesreisen mit dem Bus durch Indien erreichten wir Gangotri. Hier endet die Strasse und es geht nur zu Fuss weiter. Das Base Camp vom Thalay Sagar ist mit Maultieren oder Eseln nicht erreichbar, so wurde unser Material auf 17 Träger verteilt, welche in den nächsten Tagen total 600 kg an unseren Ausgangspunkt brachten.

 Die ersten Tage im Base Camp verbrachten wir sehr gemütlich, genossen die Herbstsonne und das feine Essen von unserem Küchenteam. Das Wetter war traumhaft und die Motivation für unser Projekt, die Nordwand zu klettern, wurde immer grösser. So richteten wir ein Advanced Base Camp am Fusse der Nordwand ein und legten auf dem Nordwest-Grat in einer Höhe von ca. 6500 m.ü.M. ein kleines Materialdepot an.

Am 14.10.14 als ich am Morgen aufwachte, begann es gerade zu schneien. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, war, dass es nun den ganzen Tag lang intensiv schneien wird. Der Zyklon «Hudhud» tobt sich über uns aus. Weil unser Satellitentelefon nicht funktionierte, konnte uns der Wetterdienst nicht vorwarnen. Das Base Camp versank immer mehr im Schnee und unsere Motivation zugleich, denn wir wussten nicht, ob wir unser Material am Berg je wieder sehen werden. Nach dem Schneefall folgten stürmische Tage. Das Projekt, die Nordwand zu klettern war auf Grund der winterlichen Verhältnissen nicht mehr realistisch. Unser neues Ziel war nun, möglichst alles Material zu bergen und den Gipfel über den Normalweg (Nordwest-Grat) zu besteigen. Das gelang uns am 20.10.14, nach dem wir in den Tagen zuvor das Advanced Base Camp ausgruben und schwere Spurarbeit zum Einstieg des Nordwest-Grates bewältigten.

Am 24.10.14 verliessen Stefan, Sandro und ich das Base Camp. Das Küchenteam war froh, dass sie nun auch ins Tal zurückkehren konnten, für sie war der Aufenthalt nach dem Schneefall kalt und mühsam in der winterlichen Landschaft.

So kehrten wir am 30.10.14 glücklich und mit vielen neuen Erfahrungen in die Schweiz zurück.
Im Herbst 2015 werde ich höchst wahrscheinlich wieder an einem warmen Fels anzutreffen sein...