von Thomas Götz

Wer kennt sie nicht? Die bezaubernden Bilder vom kristallklaren Meer mit den bizarren Felsformationen. Fast etwas kitschig. Klar werden diese Klischees zu Tourismuswerbezwecke strapaziert. Trotzdem entsprechen sie an vielen Ecken der Insel immer noch der Realität. Das Meer ist immer nahe den Felsen gelegen und geht mit ihm eine perfekte Symbiose ein.

Meine erste Bekanntschaft mit Sardinien machte ich direkt nach der Matura. Zu viert machten wir mit einem VW Käfer einen Roadtrip auf die Insel. Gerade eine Person hatte bereits einen Führerschein aber noch nicht viel Fahrpraxis. Bereits auf dem Weg zur Fähre machten wir in Genua die Bekanntschaft mit den rutschigen Strassen. Nach einem 360 Grad Dreher landeten wir in der Leitplanke. Zum Glück war nichts passiert und das defekte Gaspedal konnten wir mit Tucktape flicken. Sogar die Fähre erreichten wir noch rechtzeitig.  

In den folgenden Wochen wohnten wir in Höhlen und erkundeten das Felspotential. Unvorstellbar, in der Cala Gonone fanden wir keinen einzigen Bohrhaken. Wir topropeten, boulderten oder kletterten waghalsig solo auf die unzähligen Felsen. Wir fühlten uns als wahre Felspioniere. Ausser ein paar alten Normalhaken fanden wir keine Spuren von irgendwelcher kletterischen Tätigkeit. Seither hat sich viel getan. Jahr für Jahr entstehen neue Klettergebiete und Sardinien ist ein bekannter Ort auf dem Kletteratlas geworden.

Ich selber kehre immer noch jedes Jahr auf die Insel zurück, sei es mit Gästen oder auch privat. Die Gäste sind immer von der Landschaft und der Kletterei begeistert und auch ich entdecke stets Neuland. So ist Sardinien auch nach vielen Jahren nicht langweilig geworden und immer wieder eine Reise wert. Wenn man bereit ist die touristischen Hotspots zu meiden, findet man an vielen Orten eine ruhige Ecke und sein persönliches (Kletter-)Paradies.